Mittwoch, 22. Dezember 2010

4. Advent: Gottesdienst aller Projekte


 Anlass ist der Gottesdienst, den wir am 19.12 gefeiert haben. Es wurden Badehandtücher und Spiegel an alle aus den Projekten: "Vila da barca", "Icuí" und "Iaca" verteilt. Dies war nur aufgrund von zahlreichen Spenden möglich.






Übersetzung der Dankeskarte aus Belém, Brasilien:

Liebe Freunde und Familien,

Am vergangenem Sonntag, dem viertem Advent haben wir hier in Belém  in der Kapelle der luth. Gemeinde (Paróquia Evangélica da Confisao Luterana em Belém, PCLB) einen besonderen Gottesdienst mit allen Kindern, Jugendlichen und Frauen aus unseren Projekten gefeiert.

Die aus Miriti (Holz aus der Region) gefertigte Krippe fand sich in einem selbstgemachten Hafen wieder.
Am Boden war echtes Wasser zu finden, in dem Kleine Boote schipperten.
Jedes Jahr gibt es ein bestimmtes Symbol:
Dieses Jahr ist es ein Spiegel.
Denn Jesus sagt, dass wir alle Ebenbilder Gottes sind. Und wenn wir in den Spiegel schauen, dann sehen wir uns, jeder sich selbst.
250 Spiegel baumelten und hingen in der gesamten Kapelle. Am Weihachtsbaum, ebenfalls aus "Miriti", an Geländern, an der Krippe.
Schon als die Kinder in die Kapelle kamen, sahen sie wie sich die bunten Lichter im Wasser spiegelten.
Es war fast kein Platz mehr, denn so viele Menschen waren gekommen, um die Lebensfreude der Kinder zu teilen.
Die Kinder dem Projekt "Vila da Barca" tanzen und spielten "Stille Nacht" auf den Flöten.
Die Musikgruppe "IACA" tanzte einen Regionaltanz, die Kinder aus dem Stadtteil "Pedreira, hier machten die Lesung und halfen beim Verteilen der Spiegel.
Zusammen haben wir alle mit Iva Rothe unsere vier Weihnachtslieder gesungen, die wir vorher fleißig geübt haben.
Zum Schluss gab es noch ein leckeres Essen und die Badehandtücher wurden verteilt.
Einige Kinder schlugen anderen gleich vor, diese beim nächsten Besuch  am Fluss zu benutzen.

Mit den Spenden, die Sie als Freunde und Familien gegeben haben, wurde diese Zusammenführung der 3 verschiedenen Projekte unserer Kirchengemeinde und das Verteilen von den Spiegeln und vorallem dem Badehandtüchern möglich.
Im Namen der gesamten Gemeinde und den Projekten möchten wir DANKE sagen und eine schöne Weihnacht wünschen.
Mögen Sie zur Ruhe kommen und die Hoffnung in sich neu entzünden lassen, die die Ankunft des Jesuskindes mit sich bringt.
Und noch einmal, HERZLICHEN DANK!


Edney Silva Paiva, Präsident der PCLB


Cibele Kuss, Pastorin der PCLB

Montag, 13. Dezember 2010

Advent in Deutschland & Schulbesuch

In der schon weihnachtlich geschmückten Kapelle
Noch kurz:
Medea und ich haben einen kulturellen Abend über den Advent in Deutschland gemacht:
Wir haben etwas über den "Lebendigen Adventskalender", Nikolaus und das Knusperhäuschenbacken erzählt.
Das Märchen heißt hier nicht "Hänsel und Gretel, sondern "Joan e Maria". Wir mussten lachen.
Uns war es wichtig die besinnliche Stimmung zu verbreiten, die für uns der Advent ausmacht.
Danach gab es ein kleines Knusperhäuschen für jeden und ein Lob für uns für den schönen Abend, bei dem man mal zur Ruhe kommen konnte. Das tat gut !

Wir 2 haben auch die Schule besucht, in der meine ehemalige Gastmama Antónia arbeitet.
Es ist eine Schule der Regierung Brasiliens. Das bedeutet, dass die Ausbildung "besser" ist, aber vorallem ist die Schule mit mehr Sachen ausgestattet.
So gibt es beispielsweise:
Einen Arzt, Krankenschwester, Zahnarzt, Krankensation, Sozialarbeiter etc.
Wir haben uns in den höheren Klassen vorgestellt und viel viel Aufmerksamkeit bekommen.
Es war spannend sich in den Pausen ein wenig mit den Schüler/innen zu unterhalten. Was sie über Deutschland denken und welche Fragen sie uns bezüglich Brasilien stellen:
Hast du schonmal Acai gegessen (die regionale Frucht): Klar, hab ich!
..
Diese Schule war meiner Meinung nach besser ausgestattet als meine Schule, auf der ich mein Abi gemacht habe. Wie die Qualität des Unterrichtes ist, kann ich nicht wirklich sagen, dazu habe ich zu wenig gesehen, aber interessant ist, dass auch alle Lehrer Prüfungen machen müssen, um dort einen Job zu bekommen.
Bis vor ein paar Jahren war es noch so, dass nur Kinder von Eltern, die bei der Regierung arbeiten, dort zur Schule gehen konnten, das hat sich nun geändert.
"Zum Glück wird nun ausgelost, wer diese Schule besuchen darf.", so meine Gastmama.
Die Schulen von den einzelnen Bundesstaaten sollen "schlechter" sein. Noch habe ich keine gesehen, aber das wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn dort gehen die meisten Kinder zur Schule. Die Realität dort ist eine anderen.
Diese war nur eine von 15 staatlichen Schulen in ganz Brasilien.


Ich wünsche Euch allen eine schöne, aber vorallem ruhige Adventszeit.
Ich mach mir jetzt einen Tee und plane meine Ferien, die ich im Januar haben werde.
Mehr Fotos sind wie immer unterm dem Fotolink rechts am Rand. (Alltag und anderes)

Riesen Sause, ab ins Schwimmbad !



Mein Alltag momentan ist ein schneller. Ich werde bei jeder Sache, die ansteht gefragt, ob ich mitmachen möchte und da ich gerne meine Hilfe anbiete, bin ich fast nur zum Schlafen und Frühstücken in meiner Wohnung. Aber das macht mir überhaupt nichts, weil ich mich hier wirklich sehr wohlfühle!

Besonders berührt hat mich auch der Jahresausflug des Projektes im Stadtteil Icuí.
Am Samstag vorm 3. Advent sind wir mit dem VW-Bulli der Gemeinde nach Icuí gefahren, um die Kinder abzuholen. Wir waren ein bisschen spät dran und das haben uns die Kinder auch gleich unter die Nase gehalten.
An dem Ausflug konnte jeder teilnehmen, dessen Eltern eine Einverständniserklärungen unterschrieben haben.
Auf der Hinfahrt ins Schwimmbad wurden nochmal lauthals die Weihnachtslieder gesungen. Da habe ich ein Gänsehautgefühl bekommen.
Angekommen gab es erstmal ein Frühstück für jeden. Wir mussten aber noch auf den Bademeister warten, aber zum Glück gab es auch einen kleinen Spielplatz damit die Kinder ihre überschüssige Energie rauslassen konnten.
Als der Startschuss fürs Schwimmen und die Rutsche gegeben war ging es rund.
Fast keiner der Kinder konnte schwimmen. Allgemein haben hier viele Menschen sehr viel Angst vor dem Wasser.
Eigentlich komisch, wenn man bedenkt, dass es hier die Region mit dem meisten Süßwasser der Welt ist.
Das Becken war nicht tief und außerdem gab es ja auch noch eine Rutsche.
Da wurden wir "Tias (Tanten)" durchs Becken gezogen und mit auf die Rutsche geschleppt.
Das alles wurde von einer Vereinigung organisiert.
Verschiedene Kirchen und Projekte können mit ihren Kindern teilnehmen.
Es wurde Reis mit roten Bohnen (Feijao) gereicht und es gab Saft aus Plastiktüten.
Erst aufbeißen und dann ausschlürfen. Ich verstehe nicht, warum man das macht, da es eine Sauerei geben kann, dachte ich...aber nein die Kinder haben mich positiv überrascht.
Als sich der Tag mit viel lachenden Gesichtern und ausgetopten Kindern dem Ende neigte, gab es für jeden noch eine kleine Aufmerksamkeit. Ein Schachspiel, eine Puppe, ein Auto oder Tschtennisschläger.
Es haben nicht alle Kinder teilgenommen, die sonst immer im Projekt sind.
Das hat verschiedene Gründe: Zeit oder Unwissenheit.
Aufgefallen ist mir, dass viele Geschwister mit waren.
Diese Familien kennen das Projekt schon länger oder fühlen sich mehr mit ihm verbunden und nehmen deswegen auch an anderen Aktivitäten teil, die außerhalb der gewohnten Zeiten stattfinden.
Deswegen ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, besonders die Eltern oder Verantwortlichen über solche Sachen zu informieren. Oft kommen Kinder spontan vorbei und vergessen dann, was bald ansteht, so kann ich mir es zumindest denken, denn auch ich war mal so.

Dezember


Iva übt die Lieder ein



Natal está chegando !

..Weihnachten kommt..

Ja,
Die Vorweihnachtszeit, eine hektische, farbenfrohe, glitzernde und warme Sache dieses Jahr für mich.
In den 3 verschiedenen Projekten bereiten wir uns schon fleißig auf unseren Weihnachtsgottesdienst vor, der am 4.Advent, also am 19.12 in der Kapelle der Gemeinde sein wird.
Iaca-Gruppe macht Spiegel
Dort werden alle Kinder und Jugendlichen der verschiedenen Projekte aus den Stadtteilen, Icuí, Vila da Barca und Pedreira zusammenkommen.
Wir versuchen vier Weihnachts-und Adventslieder auswendig zu lernen.
Wir bekleben und bemalen Holzrahmen aus denen Spiegel gefertigt werden sollen, von denen jedes Kind im Gottesdienst eins bekommen wird.
Dieser Gottesdienst findet jedes Jahr statt und die Kinder, die regelmäßig zu den Projekten kommen, kennen ihn auch schon und die Vorfreude ist groß.
In jedem Jahr gibt es auch ein Geschenk der Gemeinde für jedes Projektkind.
In diesem Jahr wird es ein Handtuch sein. Ich habe einen Spendenaufruf per Rundmail an alle Freunde und Bekannte geschickt:

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Liebe Freunde,

Der Advent kommt und meine ev. luth. Kirchengemeinde hier in Belém im Budesstaat Pará in Brasilien steckt Mitten in den Vorbereitungen dafür.
Wir kämpfen immer für die Gesundheit, Bildung, Sicherheit, Sport und Vergnügen unserer Kinder in den verschiedenen Projekten, Vila da Barca, Icui und Iaca.
Das besonders die Kinder in unserer Gesellschaft Priorität haben, ist nicht nur zu Weihnachten wichtig, sondern immer.
Aber im Advent und zu Weihnachten merken wir am meisten welche Kleinigkeiten fehlen.
Wir wollen jedem Kind dieses Jahr ein Badehandtuch schenken.
Ein sehr nützlicher Gegenstand für jeden Einzelnen, den sie sich aber mit ihren Geschwistern und Eltern oftmals teilen müssen.
Diese Geschenke werden jedem Kind am 19.12 in einem Weihnachtsgottesdienst gegeben.
Sie werden von Spendengeldern gekauft und von uns hier in der Kirchengemeinde eingepackt.
Ein Handtuch wird 10 Reais (ca.4 Euro) kosten und wir werden 250 Badehandtücher verschenken.

Ein schönes Weihnachtsgeschenk, das man mal jemand anderen schenken kann in diesem Jahr, auch wenn man das Kind nicht kennt.
Ich denke, dass das eine wirklich gute Sache ist.
Eine schöne Aufmerksamkeit für jedes Kind, das zugleich aber auch nützlich ist.
Ich, meine Kirchengemeinde hier, aber besonders die Kinder werden sich sehr darüber freuen, wenn viele Leute bereit sind, ein bisschen, eine Kleinigkeit eben, abzugeben und zu spenden.

Und das geht so:
- eine Email mit dem Spendenbetrag an mich mit Betreff, Adventsspende
- ich werde es weiterleiten und dann die Kontonummer durchgeben.

Im Anhang zu dieser Email ist das Originalschreiben auf portugiesisch und einige Fotos aus den Projekten und von den Kindern, die dieses Geschenk bekommen werden.

Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit und sende liebe Grüße aus Belém,

Ellen

(Paróquia Luterana, Belém)
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Sonntag, 31. Oktober 2010

UNIPOP und Alltag

Eunice (fährt mit zu ICUI, Medea, Julia, ich)
Reis mit roten Bohnen, Nationalgericht. Made by Ellen
In der Zeit zwischen den Projekten bin ich mit kochen und meinem Haushalt beschäftigt.
Gerade sieht es so aus, als ob ich in der Schlacht gegen die Ameisen (und Kakerlaken) die Nase vorn habe. Aber eine gewisse Mindestanzahl ist normal, wenn man im Erdgeschoss im Amazonasgebiet wohnt.



Außerdem hab ich diese Sachen gemacht: (Bilder findet ihr rechts am Rand beim Link)

* Corrida do Círio (10km Stadtlauf um 6.10h morgens)
* Ausflug in den Regenwald zu einem Haus von einer aus der Gemeinde
    -> auf eine Palme geklettert, Brandblase davongetragen
* regelmäßige Treffen bei UNIPOP mit Jugendlichen. Wir reden über Menschenrechte und Arbeit mit Jugendlichen in den vers. Stadtteilen und deren Engagement.

dort wurde ich übrigens auch gefragt, ob ich weiß, welche Recht ich genau habe, hier in Brasilien.
Nein. Das weiß ich nicht.

Und so geht es vielen Menschen hier, besonders der ärmeren Bevölkerung.
Sie kennen ihre Rechte nicht.
Und wenn sie ihre Recht nicht kennen, wissen sie nicht was fehlt, wissen sie nicht auf was sie Recht haben.
MENSCHENRECHTE: Recht auf Bildung, Recht auf den besten erreichbaren Gesundheitsstand, Arbeit und angemessene Erholung, Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, etc.

Der Staat muss die Menschenrechte schützen, sie für jeden verwirklichen und darf sie selbst nicht verletzten.

Würden alle Menschen wissen, welche Rechte sie haben und dafür kämpfen, dass sie sie auch bekommen, dann wäre aber was los.
Informiert euch mal selbst über Menschenrechte, ihr werdet überrascht sein, auf was ALLE Menschen ein Recht haben, zumindest auf dem Papier.



KURZ zu UNIPOP:
- Institudo universidade popular
- gibt es schon 22 Jahre
- zum Austausch zwischen Jugendlichen
- informiert über wichtige Themen der Gesellschaft, z.B. MENSCHENRECHTE
- arbeiten für mehr Interesse, Gerechtigkeit und Teilnahme an solchen Themen
- wie dies in Arbeit mit Jugendlichen / Kindern  umsetzen ?
- Religionsunabhängig, nicht politisch orientiert

und so langsam fängt alles an weihnachtlich zu werden.
....denn in der Flötenstunde in der Vila da Barca üben wir schon fleißig "Noite feliz" (stille Nacht)
....die Supermärkte sind geschmückt
und die Vorbereitung für die Adventszeit hier in der Gemeinde sind getroffen.

Einblick Vila da Barca

In der Vila da Barca ( gelbes Shirt, Tanzlehrer Vando)
Nun sind schon 3 Monate rum, 93 Tage in Brasilien, ein Viertel meiner Zeit hier.

Die Arbeit in den verschiedenen Projekten in den einzelnen Stadtteilen hält mich den Tag über gut auf Trapp, denn nun fang ich schon an einige Sachen selbst vorzubereiten.
Anfangsgebete, Lieder, eine Geschichte erzählen oder ein Spiel anleiten.
Das nächste ist das Anfertigen von Armbändern aus Acaiperlen in Icui. Jede einzelne Perle soll etwas anderes bedeuten. Grün - Hoffnung, Rot - Liebe...
Für jedes Projekt haben wir Freiwilligen, jetzt nur noch Medea und ich, denn Julia ist leider schon abgereist, zusammen mit den "Educadores", den Lehrern/innen einen Plan ausgearbeitet.
In diesem "Planejamento" steht, was wir wann mit den Kindern machen werden.
Das ist auch gut so, denn dann weiß jeder, was wer letzte Woche gemacht hat und außerdem kommt dann jeder besser vorbereitet dorthin.
Das Überthema für den Monat November ist Afro-brasileiro. Menschen afrikanischer Abstammung in Brasilien.
Warum dieses Thema?

->,,Die deportierten afrikanischen Sklaven reichen von mehr als 3 Mio bis 4 Mio. Umstrittig ist, dass nach Brasilien bis 1850 weitaus mehr afrikanische Sklaven verschleppt wurden als in irgendein anderes Land auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Das führte dazu, dass in Brasilien heute die meisten Menschen afrikanischer Abkunft außerhalb Afrikas leben."


AULA SUÉCIA / ALEMANHA
Am 18.10 haben wir einen Nachmittag in der Vila da Barca über Deutschland und Schweden gemacht.
Erstmal haben wir gefragt, wo die Länder denn liegen können und die Kinder zeigten zuerst auf der Weltkarte auf die USA.
Die Kinder sind keinesfall dumm. Denn wenn wir mal überlegen, mit 10 hatten wir wenn überhaupt auch gerade ein Jahr Erdkunde.
Brasilien haben sie ohne Zweifel sofort entdeckt.
Wir haben zuerst gesagt, dass Brasilien 24mal größer ist als Deutschland, 2mal ganz Europa in das fünft größte Land der Erde passen würde.
Und das in ganz Schweden 6mal so viele Menschen wohnen wie hier in Belém.
Belém zählt 1,5 Mio Einwohner und Schweden 9 Mio.

Weiter gings damit, dass wir von unseren Familien erzählt haben.
Ich habe Fotos von unserem Hof, den Tieren, der Ernte, dem Schnee, Kastanien, Erndedank  und der Tellingstedter Kirche gezeigt.
Viele Kinder in der Vila da Barca haben viel Energie und sind dadurch manchmal anstrengend, finde ich.
An diesem Tag haben sie aber so ihre Ohren gespitzt, dass wir ganz überrascht waren.
Sie konnten uns das fragen, was sie wollten.
Einige Fragen waren ungefähr so:
- Ist das deine ganze Familie ? 
(Ja, 3 Geschwister, natürlich habe ich aber auch noch Tanten, Onkel  und Großeltern)
- Wie lange haben wir Schnee, wie sind die Jahreszeiten?
- Wie viele Tiere haben wir?
- Was ist ein typisches deutsches Essen ?

Also alles Fragen, die auch wir einen Brasilianer stellen würden.
Als wir dann das nächste mal in das Projekt kamen, wollten sie noch mehr wissen. Erstmal haben wir gefragt, was sie denn überhaupt noch wissen. Nicht mehr alles, aber immerhin mehr als am Anfang.
Während wir so die ganzen Fragen beantwortet haben, ist mir aufgefallen. Hey, ich spreche grade ohne viel nachzudenken portugiesisch. Da habe ich dann einen Glücksmoment bekommen und war ein bisschen stolz auf mich.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Praca da Republica

PS: Es sind nun auch Bilder vom Icui zu sehen (rechts unten auf dieser Startseite auf September klicken, dann ICUI auswählen)



Die Unternehmungen gehen weiter:
Sonntags herrscht auf dem ,,Praca da Republica" immer reges Treiben, denn Straßenhändler bauen ihre Stände rund um den Platz auf, um Schmuck, Gemälde, Essen , Keramik, Tiere und nochmal Schmuck zu verkaufen.
An diesem Sonntag waren wir dort, gleichzeitig waren auch die Wahlen in Brasilien.
KURZ:
Keiner der Kandidaten/innen weder Dilma Roussef (Partei Lulas) noch der Sozialdemokrat José Serra Anfang haben eine Mehrheit von 50% erreicht und deswegen kommt es am 31.10 zur erneuten Wahl.
,,Die heimliche Siegerin der brasilianischen Präsidentschaftswahlen heißt Marina Silva von den Grünen.
Knapp 20 Prozent holte die Kandidatin der Grünen in ihrem ersten Anlauf auf das höchste Amt im Staat, mehr als sie in ihren kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hatte."
Weste aus Dosenverschlüssen
(http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,721014,00.html)





Man kann in einen richtigen Kaufrausch verfallen, weil der Schmuck meistens aus Acaiperlen gemacht wird. Acai ist eine regionale Frucht, die man hier essen kann. Man kann sie aber auch als Perlen für Ketten, Armbänder und Ohrringe verwenden und einfärben.
Doch ich habe mir nun erstmal selber Perlen und Bänder gekauft und mach mich nun ans Selbermachen. Mal sehen wie das klappt.

Goldfische werden in Plastiktüten verkauft
(Außentemperatur 37 Grad)!!!

Ganz beeindruckt waren wir von dem Fliesengestalter.
Er kann innerhalb von 5 Minuten eine einfarbige weiße Fliese in ein Kunstwerk verwandeln.
Er braucht dazu nur ein bisschen Farbe einen Zahnstocher, ein Tuch und seine Finger.
Unglaublich! Am Anfang dachte ich, wie soll das denn was werden und zwischendurch hat er dann alles wieder verwischt, doch am Ende kam eine einmalige Fliese zustande. Ich war nicht die einzige, die gedacht hat, wie das funktionieren kann.

NATUR in der Stadt



NATUR (Dimesionen)
Wo bin ich ?



Da Julia nur so kurze Zeit hier ist und es nicht schafft eine Tour in den Regenwald zu machen, haben wir zusammen einen Park in der Stadt besucht, der "fast" so aussieht.

Den ,,Parque Zoobotânico" mit dem ,,Museu Paraense Emílio Goeldi"(das Museum war leider geschlossen)...Der Eintritt hat umgerechnet nur 1 Euro betragen und was wir gesehen haben war der hammer.
In den Park sind Pflanzen und Tiere zu sehen, die es im Bundesstaat Pará wirklich gibt und manchma dachte ich, dass ich denen lieber nicht alleine auf der Straße begegnen möchte.

Die ,,Urwaldriesen", die unglaublich großen Bäume:
mehr als 300 Schildkröten aufeinander zusammen mit Krokodielen
Kleingetier und bunte Vögel.

Ich habe mich gefühlt, wie in einem Zoo, war es ja auch, aber das die Tiere dort leben, wo ich auch lebe, ist noch nicht in meinem Kopf angekommen.
Von diesen Parks haben wir schon 3 in Belém besucht, einen auch zusammen mit dem Freund von Medea, der sie grade besucht:


Zur Erfrischung haben wir uns dann eine eisgekühlte Kokosnuss auf der Straße gegönnt!
(Ja sie sind in Wirklichkeit grün und nicht braun)

KULTUR

Sowas gibts hier nicht !

Was ist Kultur / was ist die deutsche Kultur ?

Jeden Tag begegnet mir hier so viel brasilianische Kultur, in den Projekten werden traditionelle Tänze Amazoniens gelernt, die Menschen lieben es zu teilen, man hört zu jeder Tageszeit Musik, jeder umarmt sich und die Menschen sind offen und weniger hektisch.
Die Kultur ist präsent, weil sich das Leben auf der Straße abspielt.
Mir liegt die Kultur quasi vor den Füßen, jeden Tag. Es ist schön einfach so Teil zu haben.
Ich laufe die Straße entlang und dann gehts nicht mehr weiter, weil da eine Präsentation einer Gruppe ist.
Frauen und Männer sind bemalt und als Krieger/Kriegerinnen, Papageien, “Buschmänner” und als Tiere verkleidet.
Sie tanzen und ich bekomme einen Eindruck, wie es wohl erst zur Karnevalszeit abgehen muss in den ganzen Orten Brasiliens.
Diese Momente kommen ganz überraschend, ich rechne ja nicht damit.
Dann stehe ich da und weiß gar nicht, was ich sagen soll und freue mich einfach und bin zugleich sehr beeindruckt von allem.
Das will ich auch können, ist oft ein Gedanke von mir. Ich möchte so viel lernen, weil es solche Sachen in Deutschland nicht gibt.
Ich fange an zu überlegen, was unsere Kultur ausmacht.
Ist es das Oktoberfest mit dem Bier, ist es unsere Pünktlichkeit, ist es unsere deutsche Genauigkeit oder das Leben im Haus?
Es ist schwer für mich genau zu sagen, was die Kultur in Deutschland ausmacht.
Ich frage mich, warum ?
Ich lebe schließlich schon seid fast 20 Jahren dort. Ich denke auch, dass es vielleicht daher kommt, dass die Dinge selbstverständlich für mich sind und mir hier erst die Unterschiede auffallen und ich das als brasilianische Kultur bezeichne, was anders ist, als in Deutschland.
Doch nun ist Erntezeit und Erntedank in Deutschland.
Das mit Früchten und Getreide geschmückt wird, das kennt man hier nicht.
Vielleicht ist das auch wieder unterschiedlich vom Stadt- zum Landleben, aber diese Zeit im Jahr ist anders. Da hab ich auch ein Stückchen deutsche Kultur kennengelernt.
Ich fragt euch bestimmt warum ich mir da so Gedanken drüber mache:
Medea, Julia und ich werden nämlich am 18.10.10 einen Nachmittag über Deutschland und Schweden machen in einem Projekt (Vila da Barca).
Wir wollen Fotos von unseren Familien, Freunden und Häusern zeigen und ganz besonders interessant für die Kinder und die Lehrer ist SCHNEE. Das haben sie uns schon gesagt. Und da wir im letzten Winter nicht gerade wenig hatten, habe ich sogar Fotos davon dabei.
Ja und dann werd ich auch über das Erntefest berichten und Fotos von Kürbissen und Erntekronen zeigen.

Umzug in meine Wohnung


Julia schließt auf; unsere Terasse
Nun bin ich in meiner ersten eigenen Wohnung.
Sie ist auf dem Gelände der Gemeinde und befindet sich unterm der Wohnung der Pastorin hinter einem kleinen grünen Gelände.
Um auf das Gelände der Gemeinde zu kommen benötigt man einen Schlüssel für die Pforte.
Reingelassen werden nur die Leute, die der Pförtner (verschiede Leute aus der Gemeinde wechseln sich ab) kennt.
Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, weil es, besonders nachts, gefährlich ist auf den Straßen Beléms.
Es ist auch ein Schutz für die Leute, die hier arbeiten und wohnen und gleichzeitig eine Möglichkeit für alle sich sicher zu fühlen. Außerdem lernt man so beim Pfortendienst viele Menschen kennen, die etwas mit der Gemeinde zu tun haben.

Zu der ersten eigenen Wohnung in Brasilien gehört nicht nur sein eigener Herr im Haus zu sein.
Nein Wäsche waschen mit der Hand ist angesagt.
Ohne Kochkenntnisse den Magen mit gesunden Speisen zu füllen und dabei alle neuen Früchte auszuprobieren.
Das Saubermachen darf auf keinen Fall zu kurz kommen, wenn man nicht mit ungebetenem Kleingetier sein Bett und Essen teilen will.
Ich bin nicht die Ordentlichkeit in Person, keinesfalls, aber besonders bei mir im Erdgeschoss versammeln sich schneller Ameisen und Kakerlaken als man gucken kann.

Neben den ganzen neuen Erfahrungen in den Projekten, der Sprache und dem Land kommt nun auch noch die, des Alleinewohnens hinzu.

Ich bin ganz und gar für mich selbst verantwortlich, darüber habe ich mir im Vorfeld eher wenige Gedanken zu gemacht, denn die meiste Angst hatte ich davor, oft alleine zu sein und überhaupt niemanden zu verstehen und dadurch überfordert zu sein.
Das ist aber überhaupt nicht so.

Im Moment wohnt noch eine zwanzigjährige Schwedin mit mir zusammen und wir verstehen uns gut.
Julia wohnt schon länger nicht mehr bei ihren Eltern, weil sie Soziologie und Ethnologie studiert.
Deswegen kann ich von ihr kochen lernen, vorallem kennt sie viele Tipps mit wenig Geld leckere Sachen zu zaubern.
Sie bleibt leider nur für einen Monat, dann geht sie in eine andere Gemeinde in den Süden von Brasilien. Sie ist hier um etwas über die verschiedenen Strukturen von Kirchen und Projekten zu lernen und wird dies dann in ihrem Studium in Schweden präsentieren.
Lustig ist, dass sie, genauso wie ich, zur Vorbereitung in Sao Leopoldo war für zwei Wochen.
Wir haben sogar auf dem gleichen Gelände gewohnt und hatten die selbe Portugiesischschule.
Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl.

Ich werde hier oft als erstes gefragt, wenn ich jemanden neu kennenlerne und sage, dass ich aus Deutschland komme: “Sag mal, wie ist es auf dem Oktoberfest?”
Und wenn ich dann sage, dass ich noch nie da war, können sie mir das fast nicht glauben, denn jeder Deutsche geht doch Ende September dorthin, um ganz viel Bier zu trinken.
Das ist scheinbar auch ein Teil der deutschen Kultur.
Wo wir beim Thema wären, was mich momentan am meisten beschäftigt:

Dienstag, 21. September 2010

Dia da Independência

Dia da Independência
Braslien ist seid 188 Jahren unabhängig.
Landesweiter “Aufschrei der Ausgeschlossenen” am Unabhängigkeitstag Brasiliens.
So habe ich am 7. September an einem Marsch von der Basilica Nazaré (eine katholische Kirche) bis zum Praca da Republica teilgenommen. Das wurde von einer Vereinigung zum Gedenken Dorothys organisiert.
Wir sind auf die Straße gegangen um auf die Ermordung von Dorothy aufmerksam zu machen.
Es kam zwar zum Prozess, aber nun sind schon viele Schuldige wieder auf freiem Fuß.
Sie hat sich für den Schutz des Regenwaldes eingesetzt und sich stark gegen eine Abholzung positioniert. Sie wollte eine gerechtere Verteilung des Bodes. Denn sehr viel Land gehört in Amazonien sehr wenig Leuten. Diese exportieren dann oftmals den größten Teil der Ernteerträge ins Ausland, sodass die Lebensgrundlage, selbst etwas für das alltägliche Leben anzubauen, unmöglich wird und viele Menschen in Armut und Hunger leben.

Der Moderator hat immer wieder gesagt:
,,Es wurden Straßen gebaut, das ist ein Fortschritt.
Aber wir nutzen diesen Fortschritt um einen Weg zu einer gerechteren Welt zu schaffen.
Wir zeigen auf der Straße, wo Ungerechtigkeit herrscht, wir wollen alle darauf aufmerksam machen!"
Es war alles sehr emotional und euphorisch, weil quasi der gesamt Verkehr zum Stocken kam, wo wir gelaufen sind. Es kamen immer mehr Menschen spontan hinzu.
Es ist wichtig präsent zu sein, denn in Brasilien wird immernoch viel Ungerechtigkeit überstehen oder einfach nur darüber geschwiegen.
Abends kam auch eine Reportage darüber im Fernsehen von Belém, unsere Pastorin und alle Menschen waren zu sehen, sogar ich war somit schon im brasilianischen Fernsehen.

Grupo de Mulheres

Grupo de Mulheres
Die Frauengruppe der Gemeinde trifft sich jeden Samstag um 18 Uhr. Ich habe auch schon teilgenommen.
Es wurden zwei Filme geschaut zu den Themen:
,,Quando comenca e quand termina a vida?" (Wann fängt das Leben an und wann hört es auf?)
,,A familia brasileira" ( die brasilianische Familie)
Wir haben darüber diskutiert, ob der Mensch über Tot und Leben entscheiden darf und ob es eine vorbestimme Zeit für jedes einzelne Leben gibt.
Cibele, die Pastorin hat auch über einen Fall berichtet, wo der Vater sein eigenes 12 jähriges Kind jahrelang vergewaltigt hat. Irgendwann ist sie dann schwanger geworden und wollte abtreiben.
Da hat die katholische Kirche in Brasilien gesagt, das die Tötung eines Lebens noch schlimmer ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie es im Kopf des Mädchens sein muss. Schrecklich, aber die Realität in vielen Häusern hier, auch in meinen Nachbarhäusern, ganz bestimmt.

So muss ich auch an zwei Mädchen aus Icui denken. Ich schätze sie auf 13-14 Jahr und beide haben einen kugelrunden Bauch und nehmen an unserem Projekt teil.
Ich kenne ihre Familien nicht, aber das die Situation nicht die beste ist,  weiß ich. Und ich frage mich:
Haben diese Mädchen (noch) eine Chance auf Bildung ?
Haben sie jemanden, der mit ihnen ihre Sorgen teilt und den Weg geht?
Wie werden sie es schaffen ?
In Brasilien gibt es die ANTIBABAPILLE GRATIS in den öffentlichen Gesundheitsstationen.
Doch man muss wissen, dass der ,,Machismo" in Brasilien ausgebreitet ist.
Eine Frau darf oftmals nicht darüber bestimmen, wann sie ein Kind bekommen möchte, dieses Recht
wird dem Mann zugeschrieben. Oftmals ist aber auch die mangelnde Bildung zum Thema Verhütung und Sexualität das Problem.

Projekt und ich

                                       ...Projekt und ich
Mir hilft für die Vorbereitung eine brasilianische CD und ein Liederbuch sehr, das ich auf dem Vorbereitungsseminar in Sao Leopoldo bekommen habe.
Ich übe ständig: beim Wäsche waschen (mit der Hand), beim Busfahren und auf dem Weg zu Fuß zur Arbeit.
,,Olha Tia!" heißt es ganz oft. Denn alle Kinder nennen die Freiwilligen ,,Tante".
Ich hab schon versucht zu erklären, dass sie mich auch einfach Ellen nennen können, aber irgendwie bleibt es bei Tia. Das ist auch ein Zeichen von Respekt.
Allgemein falle ich hier natürlich sehr auf, weil ich ,,Grinca" (weiße) bin und sehr blonde Haare habe. ,,Sind die echt?" wurde ich schon oft gefragt.
Sie fassen meine Haare gerne an und umarmen mich oft. Ich finde das überhaupt nicht schlimm, dann kuschel ich 5 Minuten mit ihnen. Ich freue mich, wenn ich ihnen so die Aufmerksamkeit geben kann, die ihnen zuhause vielleicht fehlt.
Sogar wenn ich auf der Straße von der Gemeinde zu meiner Gastfamilie nach der Arbeit nach Hause gegangen bin, laufen mir einige Kinder von den Projekten in die Arme. Ich wünsche ihnen und ihren Familien einen schönen Abend.
So kann sogar ich dafür sorgen, dass sie wieder zu den Projekten kommen, obwohl ich noch nicht viel portugiesisch spreche. Das ist ein schönes Gefühl.
Ich merke hier auch, dass die Kinder viel mehr Aufmerksamkeit brauchen. Es fällt ihnen manchmal schwer sich auf etwas zu konzentrieren, was sie noch nicht kennen.
Ingesamt fühle ich mich in meiner 30 Stunden Woche in meiner Gemeinde sehr wohl und kann die Arbeit nicht als Arbeit bezeichnen. Für mich ist es eher wie ein Geschenk, weil die Menschen mich sehr nett aufnehmen und ich eine sehr gut Eingewöhnungsphase hatte, was ich auch meinen Vorgängern und der Austauschgruppe der Gemeinde zu verdanken habe. Muito Obrigada!
Außerdem funktioniert das mit dem durchaus gewöhnungsbedürftigen Bussystem hier in Belém immer besser. Die Schwierigkeit besteht nämlich darin den richtigen Bus auch ohne Fahrplan zu nehmen und vorher zu wissen wohin  er fährt.
Es ist ein bisschen wie Vokabeln lernen, weil nur die wichtigsten Haltestellen vorne am Bus dranstehen. Und da die Busse hier sehr schnell fahren, hat man dann oftmals nicht die Chance in noch anzuhalten. Aber auch da bin ich optimistisch, es klappt immer besser. Und zu Not kann man immer erstmal einsteigen und dann den Busfahrer oder den Ticketverkäufer fragen, den es gibt zwei, einer fährt, der andere kassiert. Klar ,denn die Nerven des Busfahrers werden schon bei dem abenteuerlichen Straßenverkehr ausgereizt.
Ach und als ich mich mal verfahren habe, da hatte ich zumindest die Möglichkeit einen anderen Teil von Belém kennenzulernen.

ICUI


ICUI



,,Deus te ama e eu te amo,
assim queremos viver,
deus te ama e eu te amo,
 vimamos sempre assim."

Das ist das erste Lied, was ich "meinen" Kindern im Projekt Icui beigebracht habe.
Icui, was ist das eigentlich genau?

Icui ist ein kleiner Stadtteil von Ananindeua, eine Stadt die zum Großraum Belém gezählt wird.
Icui steht quasi für die Verstädterung (Urbanisation).
Weil viele Menschen, die heute in Icui leben, aus dem Inland Amazoniens kommen und sie sind in den Großraum Belém gezogen, weil sie sich ein besseres Leben erhofft haben.
(wir basteln einen Rettungsring für die Umwelt)
Oftmals ist die Qualität des Bodens oder einfach die Fläche an Land für eine Familie nicht genug gewesen, um überleben zu können.
So bestand die Hoffnung auf Arbeit in der Stadt, doch es ist nicht genug für alle vorhanden, sodass sich Randgebiete außerhalb gebildet haben, zum Beispiel Icui.
In Icui mangelt es an vielen Dingen der Infrastruktur: gute Schulen, fließend Wasser, gesundheitliche Versorgung und Sicherheit.
Die Häuser der Menschen  bestehen aus Brettern und die Wege sind aus Sand und sehr holprig. Alles sieht ein bisschen provisorisch aus, aber so ist der Alltag dort.









(Gestalten von Hausnummern)
Ich muss auch sagen, dass Icui momentan etwas gefährlicher ist als sonst.
Eine Bande hat ihr Unwesen getrieben und Überfälle gemacht.
Daraufhin gab es eine Schießerei mit der Polizei. Und es gab Tote.
Das passiert leider öfter und das Schlimme ist, dass solche Sachen schnell wieder vergessen werden von den Bewohnern, das ist ein Verdrängungsprozess sagen die Mitarbeiter.
Es kommt schneller zum Schuss als in Deutschland, weil die Polizeikräfte schlechter ausgebildet sind und ein geringes Gehalt bekommen. Außerdem besitzen auch die Banden Waffen und Polizisten verkaufen illegal ihre Waffen.
Deswegen ist das Icui-Projekt eine Woche lang ausgefallen. Unsere Arbeit fing erst wieder an als sich die Situation beruhigt hatte, um kein Risiko einzugehen.
Trotzdem ist es gut dass die Paróquia (Gemeinde) ein Grundstück und ein Haus mit Rondell dort besitzt.
Gerade weil viele Menschen von den Banden eingeschüchtert sind, ist es wichtig zu zeigen, dass jemand zuguckt und sieht, was dort passiert.
An diesem Ort versuchen wir Aktivitäten für alle zu machen, damit sie in den Momenten die Angst und die alltägliche Gewalt vergessen können.
Die Gemeinde und die Mitarbeiter (Carlos und Eunice) kennen die Situation von Icui und die schwierigen Hintergründe vieler Familien, denn durch die Vormittagsaktivitäten am Mittwoch und am Freitag (ca. 2 Stunden) können die Kinder regelmäßig teilnehmen und man lernt die Menschen kennen.
Das Alter ist nicht bestimmt, jeder kann dabei sein und am Ende gibt es immer einen kleinen Lunch.
(Banane, Getränk und den Rettungsring zum Mitnehmen)
Er besteht meistens aus Saft und ein paar Keksen, aber wir wollen nun versuchen auch zum Thema Ernährung zu arbeiten und auch mal gesunde Sachen mitbringen.
Die Aktivitäten finden im offenen Rondell statt, weil es ganz einfach viel viel angenehmer ist sich draußen im Schatten und mit Wind aufzuhalten (kein Wunder bei 35 Grad).
Wir, das sind immer Medea und ich plus ein Mitarbeiter der Gemeinde, fahren mit dem VW-Bulli der Gemeinde ca. 45 Minuten dorthin.
Wir singen zum Anfang und dann gibt es eine Geschichte, es werden Fragen gestellt und dann malen die Kinder etwas dazu. Es gibt ein Gebet und Lunch. So der grobe Ablauf.
Nun ist auch Beate (67) angekommen, sie wird bis Oktober bleiben. Sie ist diejenige, die dieses Projekt ins Leben gerufen hat, als sie beim evangelischen Entwicklungsdienst gearbeitet hat und für sieben Jahre hier in Belém gelebt hat.
Beate verteilt Bilder von Icui an die Kinder
Ich bewundere ihre Arbeit. Und die Eltern sind dankbar dafür und die Kinder haben sie sehr ins Herz geschlossen. Das hat man gemerkt, als Beate das erste Mal wieder nach 3 Jahren ins Projekt kam.
40 Menschen waren da und Beate kannte sie fast alle.
,,Que bom encontrar vocês de novo!" ( Wie schön euch noch einmal zu sehen!)
Nun haben wir einen Plan gemacht, was wer wann machen wird im Icui bis Weihnachten.
Da kommt die deutsche Struktur zum Vorschein.
Aber das ist auch wichtig, denn umso interessanter die Aktivitäten sind, desto mehr lernen die Kinder, sie sind einfach aufmerksamer.
So werden wir Vormittage zu den Themen: von der Bohne bis zum Kaffee, Ernährung, brasilianische Feiertage, biblische Geschichten, Basteln, Umwelt, Tanz, Theater (...) gestalten.
Medea, meine Mitfreiwillige, die Religionspädagogik studiert und hier ihr Praxissemester macht, und ich, wir werden für die Spiele und die Lieder verantwortlich sein.
..Ja und das schon alles auf portugiesisch! :-)

Dienstag, 31. August 2010

INDIOS

Indigene Völker in Brasilien
 (Infos aus einen Vortrag in Sao Leopoldo)


 
(Fotos aus einer Austellung am Markt ,,Ver-o-peso" in Belém)

Von 900 indigenen Völkern gibt es heutzutage nur noch 230 Völker, die insgesamt 0,5% der gesamten Bevölkerung Brasiliens ausmachen.
Das heißt, dass während der Eroberung der Portugiesen und der Unterdrückung durch ihre Kolonialherrschaft ca. 770 Sprachen und unzählige Menschen ausgerottet wurden. Die Ureinwohner Brasiliens werden von der ev. Stiftung ,,Comin" (in Sao Leopoldo) finanziell und mental unterstützt.
In der Realität ist es nämlich so, dass Menschen mit indigener Abstammung erst sehr spät (2008) rechtlich im Grundgesetz als so genannte "vollwertige brasilianische Bürger/innen" anerkannt wurden.
Die Comin setzt sich dafür ein, dass es zu einer Aufwertung der Kultur, der Religion und dieser Menschen insgesamt kommt.
Sie leben zwar nicht nach bekannten technologischen Standards und werden deswegen oft als minderwertig abgestempelt. Aber ihre einzigartige Eigenorganisation, die verschiedenen Sprachen, ihr Wissen über die Natur und deren Heilkräfte und ihr Geschichte sind ein unschätzbarer Wert, der durch diese Stiftung und vielen Spendern gewahrt werden soll.
So setzt sich zum Beispiel die Volkswagen Stiftung und Brot für die Welt für den Erhalt der indigenen Sprachen ein, die einen Großteil des Brasilianischen ausmachen.
Oder ein anderer deutsche Pastor hat fünf Jahre mit einem Stamm zusammengelebt, um eine Grammatik für eine Sprache auszuarbeiten, die nur noch von 3500 Personen gesprochen wird, um sie festzuhalten.

Die ,,Comin” schreibt den verschiedenen Völkern nicht vor, wie sie zu handeln haben, sondern fördert sie bei der Integration in die Gesellschaft MIT ihrer Andersartigkeit und sensibilisiert Nichtindios für diese Urabstammung.
Es gibt bestimmte Gebiete, die nur von Menschen bewirtschaft und besiedelt werden dürfen, die nachweisen können, dass sie von "Indianervölkern Brasiliens" abstammen und schon mal auf diesem Land gelebt haben.
Das Land gehört zwar dem brasilianischen Staat, aber die Ureinwohner müssen nichts dafür bezahlen und Nichtindigene müssen umsiedeln. Das heißt, sie werde für das entschädigt, was sie zurücklassen müssen und müssen in anderen Gemeinden damit ein neues Leben aufbauen und ihr Land den Indios überlassen.
Diese Gebiete befinden sich zum sehr großen Teil im Amazonasgebiet (im Norden, Nordosten), wo die Bevölkerungsdichte ohnehin eher gering ist und das Land billig ist. Im Süden und im Westen lassen sich nur sehr wenige kleine Zonen finden.
Zudem wird versucht die Einführung von Geburtsurkunden unter Indios voranzutreiben damit sie auch offiziell die Rechte besitzen, die im Gesetzt verankert sind.
Das ist aber sehr schwierig, weil viele gar nicht genau wissen, wie alt sie sind oder wann genau sie geboren sind.
Ein Beispiel: Frauen eines Indiostammes zählen ihr Alter in Bambusblüten und eine Bambusblüte macht umgerechnet circa 30 Jahre.
Die ,,Comin” betreut 15 Völker und interessiert sich beispielsweise momentan auch für die Gemeinsamkeiten in den Religionen, die wirklich eine vollkommen unabhängige Abstammung besitzen.
Interessant ist auch, dass ein Nationalgetränk, das Chimarrao heißt und überall bekannt ist, aus einem indigenen Volk stammt und zur brasilianische Kultur dazugehört.
Es ist ein Einsatz für die Gerechtigkeit und die Würde von unterdrückten Menschen in der Gesellschaft, besonders der Ureinwohner,die vorallem auch durch die Kolonialherrschaft von 1549-1882 durch die Portugiesen eine minderwertigere Stellung zugeschrieben bekommen haben.
Somit ist es wichtig die Unterdrückung der Indios zu verhindern und sich die Einmaligkeit jeder Kultur, um das Erbe der Ureinwohner für die Nachwelt zu sichern.
,,Der Reichtum eines Landes besteht in seiner Kultur und nicht im Geld"
(José Martín Schnuap, argentinischer Musiker und Umweltaktivist)

Freitag, 20. August 2010

BELÉM - estou estando aqui

Nun bin ich in Belém, zwischen 1,4 Millionen Menschen, und werde es die nächsten 360 Tage auch noch sein.
Den von Mangobäumen gesäumten Straßen der Innenstadt verdankt Belém den Beinamen „cidade das mangueiras“ (Stadt der Mangobäume).
In der Stadt in der ich für ein Jahr leben werde. Zusammen mit unbekannten Menschen, einer fremden Kultur, einer neuen Sprache und einer spannenden Arbeit in den verschiedenen Projekten.
Ich lebe bis Mitte September bei meiner brasilianischen Gastfamile und teile mir mit den Kindern meiner sehr lieben Gastmama Antónia ein Zimmer.
Es ist sehr hilfreich, denn so lerne ich mich viel schneller zurechtzufinden, weil ich automatisch den brasilianischen Alltag kennenlerne. Zum Frühstück macht sie immer Saft aus den frischen Früchten hier. Ein Traum.

Ich soll mich erstmal einleben und einen Blick bekommen, WO ich angekommen bin und WIE das Leben auf mich wirkt. Die Paróquia (Gemeinde) gibt mir Zeit zu beobachten und mich umzuschauen.
So habe ich mit Francisco (33) die Sehenswürdigkeiten Belém gesehen und er als Brasilianer hat mir interessante Informationen zur Geschichte und zur Entstehung Beléms gegeben.
Belém hat wie es typisch für Brasilien ist, eine sehr starke Ungleichverteilung des Geldes.
Wenige reiche Leute besitzen viel Kapital. Wenig Kapital bleibt für ärmere Menschen übrig. Diese Unterschiede sind auf der Straße sichtbar. Da steht ein klimatisiertes mit Sicherheitsdiensten abgesichertes Hochhaus neben einem Haus in dem Autos bis aufs letzte auseinandergenommen werden, um die Teile auf der Straße zu verkaufen.
Auf mich regnen so viele neue Einflüsse ein Ich habe auch schon 2 von 3 Projekten kennengelernt in denen ich arbeiten werde: Icui und Vila da Barca.
In Vila da Barca ist grad ein soziales Wohnungsbauprojekt am Laufen. Die alten brüchigen Pfahlhäuser die im Ufer den Amazonas gebaut wurden werden allmählich abgerissen und durch neue Backsteinhäuser ersetzt. Zudem wird noch Landgewinnung betrieben. Ich bin zusammen mit deinem Leiter durch dieses sehr sehr arme Viertel gelaufen und für mich ist es unvorstellbar wie man es schafft, dort zu leben und den Alltag zu meistern.
Wir sind über Bretterbrücken gelaufen, die sehr geschaukelt haben. Unter uns war das Wasser des Amazonas und extrem viel Müll. Die Menschen die eine neue Zukunft in den neuenstandenen Wohnung bekommen, haben eine Persprektive, aber das sind bis jetzt nur sehr wenige.

Es ist alles neu und anders als in Deutschland. Besonders, dass auf den Straßen viel mehr Leute sind und vorallem mehr Musik.

Ich werde hier auch oft zum Mittagsessen von allenmöglichen Mitgliedern der Gemeinde eingeladen um sie kennenzulernen. Ich konnte auch schon einen kleinen Blick in meine zukünftige WG werfen, sieht gut aus.
Auf dem Gelände wird aber noch eine neues Wohnung für Gäste gebaut und unsere soll renoviert werden, also mal sehen, wo ich letztendlich einziehen werde. Das ist aber zweitrangig.
Die pensonierte Pastorin Magra hat gesagt: "Die Deutschen leben um zu arbeiten und die Brasilianer arbeiten um zu leben. "
In der Zeit, die vor mir liegt werde ich beobachten und viel portgugiesisch lernen.
Es ist alles sehr anstrengend, aber ich genieße es !

Freitag, 6. August 2010

Rodinziho de Pizza

Am Donnerstagabend sind wir alle zusammen in die Pizzaria Petrus gegangen und haben ein Rodinziho de Pizza gemacht. Dort bekommt man dann verschieden Sorten Pizza angeboten, von süß bis herzaft, von lecker bis unvorstellbar.Ich habe fast immer gedacht, dass es kaum noch leckerer oder ausgefallener kommen kann und deswegen fast jedes Stück probiert vor Angst etwas zu verpassen. Doch zum Schluss ging nichts mehr. Entweder ist in dem Koch ein kreativer Lebensmittelkünstler verloren gegangen oder es ist in Brasilien einfach so mit der Pizzakultur. Es ist wahr, man isst Pizza mit Herz, Schokostreusel, Smarties, Hähnchen, Baissee, Erdbeeren, Banane und Knoblach..alles durcheinander. Eine Erfahrung, die ich noch nie gemacht habe und erstmal nicht mehr machen muss.
Bilder dazu gibts unter BIlder auf der rechten Seite.

PS Lakritz hat gefehtl.

Donnerstag, 5. August 2010

Ich lerne immer dazu...

Heute habe ich gelernt, dass es heißt Ellen é NO Brasil (und nicht ellemembrasil). Also ist die Angabe für meine Seite eigentlich falsch. Aber da ich es nicht mehr ändern kann, werde ich immer schmunzeld an den Sprachkurs hier zurückdenken.

Sonntag, 1. August 2010

Porto Alegre

Ja am 1.8 sind wir alle zusammen 45 Min mit der Metro in die Stadt Potro Alegre von Sao Leopoldo aus gefahren. Dabei konnte man schon gut sehen,wie bunt doch die Häuser hier alle sind und das es extreme Unterschiede in der Qualität der Häuser gibt. Wir waren in einem sehr schönen Park, der eher an einen englischen Garten erinnert hat. Da ist Sonntag immer ein Flohmark, den wir dann auch erstmal erkundet haben. Es gab eine unglaublich Auswahl an Brincos(Ohrringen), Ketten, Bildern und Tüchern. Ja besonders die gemalten Landschaftsbilder haben mich sehr beeindruckt. Danach gings dann zum Essen in ein vegetarisches Restaurant und dann weiter in eine katholische Kathedrale, dort unterhielt ich mit dem Leiter eine Weile ( 2 Minuten vielleicht), drehte mich um und plötzlich war meine Gruppe weg. Ich hab sie versucht zu finden in der näheren Umgebung, aber schließlich habe ich mir noch ein bisschen alleine die Stadt angeschaut, eine Kunstausstellung, eine Kirche und dann bin ich alleine wieder zurückgefahren. Sehr spannend diese Erfahrung, ich habe mich nicht wirklich unwohlgefühlt, weil ich mal auf mich alleine gestellt war. Ein toller Tag, der mit einer leckeren Pizza und einem Chimarrao (eine Art von Tee) endete. Es ist hier nämlich wirklich sehr kalt im Süden bei 11 Grad ohne Heizung, da ist Tee das Beste.